Zauberkunst-Lexikon: Was bedeutet Forcieren?
Unter einer Force oder dem Forcieren versteht man in der Zauberkunst die sogen. "erzwungene Wahl". Dass bedeutet, ein Zuschauer nimmt zwar an, dass er die freie Wahl gehabt hätte (z.B. ein Gegenstand, eine Spielkarte, eine Zahl oder ein Wort), obwohl ihm seine Auswahl unbewusst aufgezwungen wurde. Dafür gibt es verschiedenste Methoden, die meist auf psychologischer Ebene stattfinden, aber auch durch Verwendung von Hilfsmitteln oder Gimmicks umgesetzt werden können.
Diese Möglichkeit bildet die Basis vieler Zauberkunststücke, um schlussendlich den gewünschten Effekt zu erzielen. Denn der Zuschauer hat in der Regel nicht einmal eine Idee davon, dass Sie die Wahl für ihn bereits getroffen haben, weshalb der mit dieser Vorab-Information erzielte Effekt später umso erstaunlicher ist.
Forcieren zum Erzielen von Kartentricks
Oft werden Forciermethoden im Rahmen von Kartentricks verwendet, da der gewünschte Effekt meist nur mit einer speziell präparierten Karte o.ä. erfolgen kann. Dennoch soll der Zuschauer das Gefühl haben, dieser Zaubertrick passiert mit seiner frei gewählten Spielkarte, wodurch die Wirkung enorm gesteigert wird. Um dies zu erreichen gibt es verschiedenste Methoden:
Da wäre zum einen die verbale Force. Hier wird dem Zuschauer bzw. Assistenten durch geschickte Anweisungen oder Fragen eine bestimmte Karte aufgezwungen, angefangen bei der Farbe. Stellen Sie sich z.B. vor, der Vorführende zeigt Ihnen beide Hände mit jeweils einem Stapel imaginärer Spielkarten darin. Eine Hand hält die schwarzen Karten, die andere die roten. Sie dürfen sich nun für den roten oder schwarzen Stapel entscheiden. Entscheiden Sie sich für rot? Gut dann machen wir damit weiter, denn darin befinden sich Herz und Karo-Karten. Hätten Sie sich hingegen für schwarz entschieden, würden Sie den (imaginären) schwarzen Stapel erhalten, womit der rote Stapel beim Zauberkünstler verbleibt. Dieser wird nun ebenfalls so weitermachen, dass Sie sich aus diesen roten Karten für Herz oder Karo entscheiden müssen.
Auf diese Weise oder etwaige Abwandlungen davon wird die Farbe im weiteren Verlauf auf Herz reduziert, die Werte in Bild und Zahlenkarten geteilt und die zur Auswahl stehenden Bildkarten (die ebenfalls verbal forciert werden) bis auf den Buben eliminiert. So wird die Zuschauerwahl zum Schluss (scheinbar) rein zufällig auf den Herz Buben fallen, obwohl Sie gezielt dahin geführt wurden, ohne es zu bemerken. Denn da ein Zuschauer nicht weiß, was mit dem ausgewählten Stapel oder Wert weiter geschehen soll, kann dieser (je nachdem ob es passt oder nicht) entweder eliminiert oder damit weiter gemacht werden.
Die zweite Möglichkei besteht darin, ein sogen. Forcierspiel zu verwenden. Ein solches Deck ermöglicht es, dass der Zuschauer die gewünschte Karte aus einem scheinbar regulären Kartenspiel auswählt, ohne dass Sie besondere Fertigkeiten dafür benötigen. Das Svengali Deck ist wohl das bekannteste Kartenspiel, welches zu diesem Zweck genutzt werden kann. Aber es gibt auch andere Forcierspiele, wie z.B. das Koran Deck oder ein sogen. One Way Deck, bei dem alle 52 Karten dem Wert der Forcierkarte entsprechen. Klar ist, dass letzteres nicht von den Bildseiten gezeigt werden kann. Der Zuschauer geht einfach davon aus, dass es sich um ein vollständiges Spiel handelt (um was denn sonst). Alternativ dazu kann man auch ein halbes Forcierspiel nutzen, welches es ermöglicht, die eine Hälfte als gemischtes Kartenspiel vorzuzeigen, während die zweite Hälfte aus gleichen Karten besteht, aus denen von der Rückseite ausgewählt wird. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch unser "Forcing (and Vanishing) Card Deck" - ein Kartenspiel, mit dem Sie ebenfalls eine bestimmte Spielkarte forcieren können, welche anschließend aber aus dem Deck verschwunden ist. Perfekt für jeden "Card to impossible Location"-Effekt.
Aber selbst mit einem normalen Kartenspiel kann jedem Zuschauer eine bestimmte Spielkarte aufgezwungen werden, ohne das dieser es merkt. Dafür gibt es diverse Techniken und Finten, welche ein solches Wunder ermöglichen. Es ist somit tatsächlich möglich, z.B. die Kreuz 9 (die nur einmal im Spiel vorkommt) vom Zuschauer frei auswählen zu lassen. Dafür bieten sich Techniken wie die Klassische Force oder Riffle-Force an. Entsprechende Forciermethoden im Detail und mit Video finden Sie unter folgendem Link:
http://www.itsmagic-zaubershop.de/Forciermethoden
Forcieren von anderen Objekten
Für alle anderen Auswahl-Szenarien (wie z.B. die Auswahl aus diversen Gegenständen) kommt in der Regel die sogen. "Magicians Force" zum Einsatz. Diese wird so raffiniert eingesetzt, dass kein Zuschauer je Verdacht schöpfen würde, dass ihm seine Wahl möglicherweise aufgezwungen wurde. Und dennoch kann aus 10, 20 oder sogar 100 Gegenständen genau der "frei gewählt" werden, den der Zauberkünstler benötigt, damit sein Kunststück gelingt.
Durch geschickte Anweisungen ist der Mentalmagier dadurch in der Lage, die Zuschauerwahl so zu beeinflussen, dass dieser sich am Ende für das gewünschte Objekt entscheidet. Auch hier ein kurzes Beispiel. Mal angenommen, Sie führen einen Buchtest vor, bei dem es darauf ankommt, zunächst ein bestimmtes Buch wählen zu lassen (da dieses die erforderliche Präparation enthält, um den Buchtest zu bestehen). Sie bieten Ihrem freiwilligen Zuschauerassistenten also scheinbar drei willkürliche Bücher an, welche Sie vor ihm auf dem Tisch ausbreiten. Psychologisch ist schonmal davon auszugehen, dass in einem solchen Auswahlszenario in den meisten Fällen das mittlere Buch gewählt wird, weshalb Sie Ihr Buch auf alle Fälle in die Mitte legen sollten. Bitten Sie Ihren Assistenten nun, sich ein Buch zu nehmen (nicht zu wählen) und... Jetzt ist das richtige Timing gefragt. Sobald Sie sehen, für welches Buch sich der Zuschauer entscheidet, formulieren Sie Ihren Satz entsprechend weiter. Ist es das richtige Buch, gehen Sie direkt in Ihren Vortrag über. Ist es das falsche Buch, könnte der Satz etwa wie folgt beendet werden: "...und geben Sie auch mir eines". Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten - Entweder liegt das "Forcierbuch" noch auf dem Tisch oder der Zuschauer gibt es Ihnen. In beiden Fällen entscheiden Sie durch entsprechende Argumentation und dem Ihnen überlassenen Handlungsspielraum, ob nun das Buch in Ihrer Hand oder das auf dem Tisch verbliebene für den folgenden Effekt verwendet wird.