Ende Mai stand für uns ein Las Vegas-Trip auf dem Plan. Nirgends tummeln sich so viele Magier, Zauberkünstler und Illusionisten auf so engem Raum wie in dieser faszinierenden Stadt in der Wüste Nevadas. Das Angebot allein an Zaubershows bzw. -Veranstaltungen ist so groß, dass in einer Woche nicht alle zu schaffen sind. In den kommenden Wochen werde ich an dieser Stelle von meinen Impressionen berichten. Sie dürfen also gespannt sein.
Ein Muss war natürlich die David Copperfield Show im MGM Grand und dort erfüllte sich ganz unerwartet noch mein großer persönlicher Traum.
Dazu folgende Vorgeschichte:
Ich habe David Copperfield bereits dreimal auf seiner Deutschland-Tournee (1995, 2001 & 2006) erleben dürfen. Jedesmal war es mein Wunsch, einer der zufällig gewählten Zuschauer zu sein, der es auf die Bühne schafft, sei es um Requisiten zu untersuchen, als Assistent zu agieren oder zusammen mit 12 weiteren Zuschauern von der Bühne zu verschwinden. Egal, Hauptsache so nah wie möglich an David Copperfield - meinem großen Idol, der mich zur Zauberei gebracht hat. Leider war es mir nie vergönnt, einen Ball, einen Ziegelstein (aus Schaumstoff) oder eine Frisbee-Scheibe zu fangen, welche meist dem Zweck der zufälligen Auswahl von Zuschauern dienten.
Nachdem David nun seit neun Jahren nicht mehr auf Deutschlandtour gewesen ist, wurde es Zeit, den Berg zum Propheten zu schaffen:
Es ist Mittwoch, der 27.05.2015 18:40 Uhr. Mit großen Erwartungen stehe ich vor dem Copperfield Theater im Casino des MGM Grand und bin schon ein wenig aufgeregt:
Stolz wie Oskar gehen wir an unseren Tisch - 1. Reihe, Mittelplatz - direkt vor der Bühne. Die Bühne ist übersät mit bunten Markierungen für die korrekten Standorte der späteren Requisiten und mit (für mich völlig überraschend) sogar ganzen Textpassagen, die David als Spickzettel dienen. Er ist eben auch nur ein Mensch . Bevor es losgeht, werden Armbändchen verteilt, die später noch eine Rolle spielen sollen.
Die Show beginnt mit seiner altbekannten, aber immer wieder Gänsehaut auslösenden, Motorcycle Shadow Box Illusion, in der David auf einer Harley Davidson in einer Schattenbox erscheint.
Nach der Begrüßung und einigen Gags begibt er sich das erste Mal mitten ins Publikum, um dort auf einem gläsernen Podest einen Zuschauer schweben zu lassen, der schlussendlich verschwindet und mitten auf der Bühne wieder erscheint.
Für die erste Vorhersage an diesem Abend wurden zwei zufällig ausgewählte Damen auf die Bühne gebeten. Diese durften sich (wieder per Zufallsprinzip) für eines aus mehr als 100 Wörtern entscheiden. Eine Force war für mich an dieser Stelle nicht erkennbar, was mich aufgrund des weiteren Verlaufs doch sehr nachdenklich machte. Die Auswahl fiel schlussendlich auf das Wort "Inspire". Jetzt kommt das Armbändchen vom Anfang der Show ins Spiel, denn David schneidet dieses der zweiten Dame vom Arm ab und zeigt dieses unter UV-Licht, auf dem nun in Leuchtschrift das Wort "Inspire" sichtbar wird.
Damit aber noch nicht genug, denn nun soll jeder Zuschauer seinen Arm in die Höhe strecken. Der Saal wird abgedunkelt und das UV-Licht eingeschaltet - auf jedem einzelnen Armbändchen steht nun das Wort "Inspire".
Nach einigen kürzeren Zauberkunststücken, wie z.B. The Floating Rose, der Squeezebox und einem Telekinetik-Akt, bei dem ein untersuchter Luftballon, der in einem zweiten Luftballon isoliert ist, wie von Geisterhand zerplatzt, war es dann endlich soweit - die mir bereits aus früheren Shows bekannte Lotto Prediction war an der Reihe. Für all diejenigen, die noch nicht in den Genuss dieser wirklich perfekt inszenierten Illusion gekommen sind, möchte ich diese in aller Ausführlichkeit beschreiben :
Eine Vorhersage-Box wurde auf der Bühne platziert und mittels Frisbee-Scheibe drei Zuschauer aus dem Publikum zufällig gewählt, die jeweils zwei Zahlen zwischen 1 und 52 wählen sollten. Ich habe die Scheibe zwar nicht gefangen, aber als ein Zuschauer hinter mir diese absichtlich fallen ließ, um ja nicht dran zu kommen, lag diese in meiner unmittelbaren Nähe auf dem Boden. Scheinbar hatte auch niemand anderes Interesse daran, die Scheibe aufzunehmen. Also ergriff ich meine Chance und nahm die Scheibe an mich. David fragte mich, von wo ich angereist bin, ob wir uns jemals zuvor begegnet seien und bat mich anschließend um meine zwei frei gewählten Zahlen. Für alle Skeptiker, die noch immer glauben, dass diese Nummer mit den Zuschauern abgesprochen sei, möchte ich versichern, dass mich niemand im Vorfeld angesprochen hat und ich die Zahlen völlig frei gewählt habe. Der Trick bei dieser Illusion liegt also nicht in der Manipulation der mitwirkenden Zuschauer.
Anschließend wurde ich und die anderen Zuschauer auf die Bühne gebeten, um die Kiste zusammen mit David zu öffnen. Darin befand sich ein Beutel, dessen Inhalt zunächst noch geheim blieb und der vom Zuschauer-Assistent Nr.1 gehalten wurde. Ich öffnete eine weitere Truhe und nahm ein zusammen gefaltetes Pergament heraus. Zuschauer-Assistent Nr.3 bekam einen USB-Stick aus der Kiste, auf dem sich eine Sprachmemo befand. Diese wurde in ein Abspielgerät gesteckt und ich durfte Play drücken. Auf der Sprachnachricht war Davids Stimme zu hören, der nach einer kurzen Einleitung die sechs Zahlen dieses Abends aufsagte - sie stimmten natürlich 100% überein.
Anschließend bat seine Stimme darum, das Pergament zu öffnen, welches ich noch immer fest in der Hand hielt. David nahm mir das Päckchen ab, öffnete es und offenbarte die sechs richtigen Zahlen noch einmal in schriftlicher Form.
Nun war Assistent Nr.1 wieder an der Reihe, der den geheimnisvollen Beutel aus der Kiste erhalten hat. Darin befanden sich zwei Nummernschilder, die früher zu einem Lincoln gehörten, der im Besitz von David's Großvaters gewesen war (die Geschichte hatte er einleitend zu dieser Präsentation erzählt). Es wurde gezeigt, dass die Nummerschilder echt und vor allem sehr alt sind und das die Nummern auf den Schildern fest darin eingeprägt sind. Es ist wahrscheinlich nicht mehr nötig zu erwähnen, dass die sechs Nummern auf diesen Schildern unsere sechs Lottozahlen waren - ein großes Gänsehaut-Finale.
Plötzlich wieder Musik. Ein Bühnenhelfer schiebt mich in die Mitte der Bühne, auf der nun ca. 1,50 Meter hohe Sockel aufgebaut wurden. David kam wieder zu mir und demonstrierte, mich vor den Sockel zu knien und diesen mit meinen Armen fest zu umklammern. Einer der anderen beiden Assistenten sollte das gleiche mit einem weiteren Sockel tun. Über unseren Köpfen wurde ein großes Tuch aufgespannt. Einen kurzen Moment später knallte es und das Tuch wurde wieder herunter gerissen, unter dem ein kompletter Lincoln in Lebensgröße zum Vorschein kam - ein tonnenschweres Auto direkt über unseren Köpfen, auf den Sockeln stehend. Als ich unter dem Auto hervorkam, wartete David bereits auf mich, klopfte mir auf die Schulter, gab mir die Hand und bedankte sich bei mir fürs mitmachen. Mit diesem Erlebnis erfüllte sich ein ganz großer Traum für mich.
Es folgte ein weiteres Highlight, bei dem ein kleiner blauer Alien (der mich stark an Meister Joda erinnerte) eine große Rolle spielte und mit dem David sowie das ganze Publikum eine Zeitreise durchlebte. Das kleine Alien (nebenbei bemerkt ein Meisterwerk der Technik) hat sofort die Herzen aller Zuschauer erobert, da es Mimiken und Gestiken nachahmen konnte, die jegliche Art an Emotionen, wie z.B. Wut, Freude, Staunen oder Trauer signalisierten. Sprechen konnte es auch noch, sodass David zusammen mit seinem neuen Freund einen regelrechten Dialog führte. Bei dieser Präsentation ging es im Grunde um eine eMail, die bereits am Anfang des Experimentes an die Zuschauer auf deren Handys geschickt wurde. Alles was eigentlich erst danach passierte (wieder inkl. zufällig gewählter Zuschauer, die persönliche Informationen preisgaben etc.), stand bereits ausführlich in dieser eMail - einfach unglaublich.
Am Ende dieses Wunders verschwand David schließlich spektakulär von der Bühne (ganz nach Manier der früheren Hawaii-Illusion) und erschien in einem alten Videofilm seines verstorbenen Vaters wieder, den er auf diese Weise noch einmal in die Arme schließen konnte. Nach diesem emotionalen Moment erschien er wieder inmitten der Zuschauer, was das offiziele Ende der Show bedeutete und er seine verdiente Standing Ovation erhielt.
David Copperfield verlässt sein Publikum aber nie ohne Zugabe. Also gab es zunächst eine Comedy-Einlage mit Webster, der Slo-Mo-Duck und zum großen Finale eine völlig überraschende Produktion:
Über die ganze Show hinweg hat David nämlich immer wieder Fotos von sich und seinem Freund Frank, ein Spielzeug in Form eines Dinosaurier-Skelettes, gezeigt. Eigentlich handelte es sich dabei um einen Running Gag, da David scheinbar keine weiteren Freunde als Frank hatte. Doch abschließend sollte Frank noch eine beeindruckende Rolle spielen, denn David ließ das Skelett dieses Tyrannosaurus in beachtlicher Größe mitten auf der Bühne erscheinen. Ein wildes, unbändiges Tier, welches sich gefährlich nah an die Zuschauer wagte und mit einem animalischen Geschrei in das Publikum fauchte. So stellt man sich ein großes Finale vor. Mit viel Lärm, Bewegung auf der Bühne und perfektem Licht erreichte die Show somit ihren absoluten Höhepunkt und David verabschiedete sich zusammen mit Frank vom tobenden Publikum.
Sollten Sie auch einmal das Vergnügen haben, Las Vegas zu besuchen, dürfen Sie diese Show keineswegs verpassen.
Danke David.